Rote Rosen (hier: Trauernde auf einem Grabfeld für anonyme Beisetzung)
Während des Bestattungsrituals: in der Kirche/Friedhofskapelle, am Grab; sowie das rituelle Streuen von Blumen in das offene Grab (zeitlich meist nachdem »Erde zu Erde« in das Grab gestreut wurde)
Nach der Trauerfeier: »Grabpflege ist Trauerarbeit«
... ein das Grabzeichen schützender Baum...
Seit Urzeiten haben Blumen eine wichtige emotionale Funktion, wenn es gilt, sich für immer
von einem Menschen zu verabschieden: als Ausdruck persönlicher Gefühle, wie zum Beispiel Zuneigung, Liebe. Blumen können für die Hinterbliebenen Trost bedeuten.
Beispiele für kulturbedingte Deutungen:
... auch dieser Baum beschirmt die Grabparzelle...
Fuchsien
Trauerfloristik im alten Ägypten
In allen historischen Epochen und Religionen gehörten und gehören Blumen zur Bestattung: prähistorische Funde in Afrika beweisen, dass man auch dort - zur Zeit der germanischen
Steinzeit - Blumen für Beisetzungen verwendete.
In Ägypten war es üblich, den Toten für seine Reise ins nächste Leben mit Blumen zu schmücken: besonders wichtig war der Kranz als Schutzsymbol (um den Schutz des Totengottes zu erlangen):
der Kranz symbolisierte neben der Sonne, die Ewigkeit und das ewige Leben. Diese Bedeutung hat sich bis heute erhalten.
Viele der ägyptischen Gräber wurden später geplündert, doch Mumien und Blumen blieben meistens unberührt, so dass teilweise ganze Blumenarrangements durch die trockene Hitze konserviert wurden und Pflanzenarten und -Farben später bestimmt werden konnten.
Rosa Chrysanthemen symbolisieren als Herbstblüher das Totengedenken par excellence
Wohlhabende Familien schmückten ihre Toten mit echten Kränzen, ärmere verwendeten Trockenblumen oder malten Kränze auf die Mumien. Die Kränze wurden aus stabilen
Blättern wie Olive oder Weide geflochten, als Dekoration verwendete man Blüten des
ägyptischen Lotus, Rittersporn, Mohn, Chrysanthemen, aber auch Gemüsepflanzen wie Sellerie.
Der Blumenschmuck auf den ägyptischen Gräbern ließ zwei traditionsreiche Berufe entstehen:
den des Blumenbinders und den des Friedhofsgärtners.
Die Symbolpflanze der Griechen: die weiße Lilie steht für Reinheit, Liebe, Tod;
in unserem Klima »gedeihen« sie nur in der Vase
Trauerfloristik in der griechischen Antike
Sowohl im antiken Griechenland als auch im Römischen Reich berief man sich auf die
ägyptischen Wurzeln. Mehr noch als für die Ägypter wurde der Kranz zur wichtigsten Form
des Blumenschmucks.
Bereits in der griechischen Antike wurde es üblich, einen Kranz zur Beerdigung mitzunehmen
oder zu schicken, wenn man selbst nicht kommen konnte.
Jeder Gottheit wurde eine Pflanze zugeordnet. Die Symbolpflanze des Totengottes Hades
war die Zypresse und die seiner Frau Persephone (Unterwelts- und Fruchtbarkeitsgöttin)
die weiße Lilie, beide Klassiker in der heutigen Trauerfloristik.
Impression Grabbepflanzung
Die Entwicklung der Trauerfloristik vom römischen Reich zum europäischen Mittelalter
Die Römer verwendeten Blumen nicht nur zu Bestattungen und als Grabschmuck, sondern
feierten auch einen besonderen Totengedenktag (Vorläufer unseres »Allerheiligen« / »Totensonntag«).
Mit dem Niedergang des Römischen Imperiums und dem wachsenden Einfluss des
Christentums büßte der Blumenschmuck insgesamt - nicht nur bei Beerdigungen - an
Bedeutung ein. Die Kirche erachtete Blumenschmuck lange Zeit als heidnischen Unfug.
Wegbepflanzung einer städtischen Friedhofsanlage
Rote Rosen, Gesteck
Die christliche Beudeutungstrias:
Nachdem die Kirche erfolglos versucht hat, die jahrhundertealten Traditionen und Rituale der einfachen Leute abzuschaffen, hat sie sich die Blumen für christliche Rituale anverwandelt und umgedeutet: die rote Rose steht für das Blut Christi, die weiße Rose und die weiße Lilie für die Unschuld der Jungfrau Maria.
fliederfarbene Gladiolen in der Vase, Rosenornamente auf dem Grabstein
Am Ende des Mittelalters sah man wieder mehr Blumenschmuck in der Kirche. Der Großteil
der Bevölkerung konnte sich allerdings allenfalls bescheidenen Blumenschmuck leisten. Erst
mit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert nahm der Wohlstand in weiten Bevölkerungs-schichten zu und der Blumenhandel zog erstmals in Ladengeschäfte, zuerst in Frankreich, später
in ganz Europa.
Bunte Sommerblumen
Trauerfloristik im 20. Jahrhundert
Im beginnenden 20. Jahrhundert wurde das Floristenhandwerk zum Ausbildungsberuf.
Die Blumenzüchtungen wiesen eine immer bessere Qualität auf und konnten zudem immer preiswerter angebaut werden. Da es »technisch« erstmals möglich war, und außerdem breite Bevölkerungsschichten daran partizipieren konnten, kamen zunächst makellos runde Kränze
in Mode, die vollständig mit Blüten und Blättern bedeckt waren. Infolge entwickelten sich verschiedene andere Modestile.
Orangerote Blumen spenden nach der Farbsymbolik für Grabblumen
Licht und Wärme in der Zeit der Trauer
Weiße Blumen werden als Trauerblumen am häufigsten gewählt
(klassisch: weiße Lilien, weiße Rosen, weiße Nelken)
Mit weiß werden Reinheit und Tod assoziiert, aber auch eine gewisse Neutralität
(frei von negativen Deutungsmustern).
Nelken symbolisieren göttliche und irdische Liebe, Freundschaft
Efeu steht für Unsterblichkeit, Leben und Tod und gedeiht bei uns unkompliziert im Freien
Die Pflanzenarten, denen innerhalb eines Kulturraums Bedeutungen zugeschrieben werden, spiegeln immer auch die Verhältnisse der Lebenswelt wider, wie klimatische Bedingungen.
Sonnenblumen stehen für Freiheit, Entwicklung und Ernte...