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Trauermusik

Trauermusik
Zentralfriedhof Wien

Was macht Musik zur Trauermusik?

In der Trauermusik lassen sich zwei Hauptauswahlkriterien von einander abgrenzen: die anlassgebundene Musik einerseits, die Tod und Trauer selbst zum Thema hat (originäre Trauermusik) und die anlassungebundene Trauermusik anderseits, also jede Art von Musik,

die dem Trauerritual individuell anverwandelt werden kann.

 

Hierbei handelt es sich um persönlich ausgewählte Musik, die über das bloße Zitieren der

Tradition hinausgeht. Trauermusik, die erst durch die Auswahl der Angehörigen dem Anlass

würdig wird.

 

Leitfragen für die Auswahl von individueller Trauermusik können z. B. sein: Welche Musik

bevorzugte der Verstorbene? Welche Beziehung hatte der Verstorbene zur Musik, hat er

selbst musiziert? Welche Musik mögen die Angehörigen? 

Klassiker der Trauermusik
Friedhof Ohlsdorf, Hamburg

Hörbeispiele für Klassiker der Trauermusik

Beliebte Klassiker, häufig gewünscht, zum Teil berühmt durch Staatsbegräbnisse und öffentliche Anlässe wie den 11. September 2001

 

♫♪♫ J. S. Bach (1685-1750): Air (Ouvertüre Nr. 3 in D-Dur BWV 1068)

 

♫♪♫ Frédéric F. Chopin (1810-1849): Trauermarsch (3. Satz - Lento - der Klaviersonate

Nr. 2 in B Minor, Op.35)

 

♫♪♫ Giuseppe Verdi (1813–1901): Gefangenenchor (aus Nabucco), besonders zur Eröffnung der Bestattungsfeier geeignet, wurde auch auf Verdis eigener Begräbnisfeier gespielt

 

♫♪♫ Edvard Grieg (1843-1907): Ases Tod

 

♫♪♫ Jean Sibelius (1865-1957): Valse triste (Op.44)

 

♫♪♫ Samuel Barber (1910-1981): Adagio for strings (Op.11)

Zeit und Raum für die ausgewählte Musik
Waldfriedhof München

Zeit und Raum für die ausgewählte Musik

Mögliche und übliche Zeitpunkte (gemäß Liturgie), Musik in die Bestattungsfeier

einzubinden sind:

  • leise Musik vor der Bestattungsfeier (die Gäste nehmen Platz)
  • Musik zur Eröffnung der Bestattungsfeier
  • Musik zur Traueransprache
  • Musik zum Ende der Bestattungsfeier
  • zudem möglich: am Grab, beim Absenken des Sarges in die Erde

 

Das zeitliche Verhältnis von Trauermusik zur Trauerrede: üblich ist hier ein Verhältnis von 1:1, das heißt ca. 15 Min. Redezeit werden von ca. 15 Min. Musik begleitet. Das entspricht ca. drei Musikstücken vom Tonträger (CD/iPod) bzw. Live-Musik (Solist/Kammermusik/Band) oder gemeinsamem Singen in der Gemeinde.

Hörbeispiele für christliche Trauermusik

♫♪♫ Großer Gott, wir loben dich

 

♫♪♫ Der Herr, mein Hirte führet mich (Psalm 23)

 

♫♪♫ Das ist der Tag, den Gott gemacht

 

♫♪♫ J. S. Bach (1685-1750): Jesus bleibet meine Freude (aus:

Kantate BWV 147 »Herz und Mund und Tat und Leben«)

Christliche Trauermusik
Historischer Friedhof Ottensen, Hamburg

Zeitliche bzw. liturgische Begrenzungen der Trauermusik, die im Ablaufplan einer Trauerfeier ggf. bedacht werden müssen: 

 

  • Friedhofskapellen werden in den Großstädten oft im 40-Minuten-Rhythmus belegt
  • Das Abspielen von CD-Musik ist in nichtgeweihten Räumen wie städtischen Friedhofshallen generell unkomplizierter; an geweihten Orten, insbesondere in katholischen Kirchen, ist das bereits eine Frage von gehobener Sensibilität; 
  • in Synagogen ist das Abspielen von Musiktonträgern generell nicht erlaubt
Warum ist Musik fester Bestandteil fast aller Trauerfeiern?
Friedhof Nebel, Amrum

Warum ist Musik fester Bestandteil fast aller Trauerfeiern?

Musik spricht die Emotionen der Angehörigen gezielt an und kann diese bei einer Trauerfeier

auch kanalisieren und lenken. Der Begriff »Emotion« spiegelt in diesem Zusammenhang eine enorme Vielfalt von sich durchaus auch widersprechenden Gefühlen wider, wie Schmerz, Ohnmacht, Traurigkeit, Verzweiflung, Enttäuschung, Wut, aber auch Erleichterung, Dankbarkeit oder ein besonderes Empfinden von Liebe.

 

Musik kann sehr zu Herzen gehen und so bei manchen Trauernden, Befangenheit erst lösen

und die Trauer zulassen. Vielleicht möchte man diese Wirkung gerade, oder aber man

möchte diese Wirkung eher vermeiden, beispielsweise um einen strengen Ablaufplan nicht

zu gefährden. Gefühle können durch die Musikwahl auch in eine ungewollte Richtung gelenkt werden, so dass die Feier im Extremfall geradezu »verunglückt«. Anderseits liegt in der

Lenksamkeit und Modifizierbarkeit von Gefühlen durch die Musik ihr enormes Potential,

das durch Worte nicht ohne weiteres auch erreicht werden kann.

Anlassungebundene Trauermusik
Friedhof Nieblum, Föhr

Hörbeispiele für anlassungebundene Trauermusik

Alte und neue klassische Musik: instrumental, berührend, emotional, aufhellend,

als (Zwischen-) Einlagen zum Ende der Trauerfeier geeignet:

 

♫♪♫ R. L. Boccherini (1743-1805): Introduktion und Fandango

 

♫♪♫ Elliot Goldenthal (geb. 1954): The journey (Frida)

 

♫♪♫ Fabian Payr (geb. 1962): Voyage noir

Populäre Musik, Chansons zur Traueransprache:

 

♫♪♫ Chavela Vargas (geb. 1919): Paloma negra

 

♫♪♫ Juliette Gréco (geb. 1927): La chanson des vieux amants

 

♫♪♫ Jacques Brel (1929-1978): Voir un ami pleurer

 

♫♪♫ Caetano Veloso (geb. 1942): Burn it blue

Trauermusik, die ihren Sitz im Leben hat
Friedhof Nieblum, Föhr

Trauermusik, die ihren Sitz im Leben hat

Wenn gesagt wird, dass Musik Trauer ausdrückt, dann muss dieser Ausdruck auch bei den Gästen offen gelebt werden dürfen (was in heutiger Zeit nicht selbstverständlich ist, da zugunsten eines reibungslosen Ablaufs gelegentlich ein Vorbehalt gegen offen gelebte Emotionalität existiert).

 

Lebensmusik ist ein »Zur-Sprache-Kommen« unaussprechlicher Gefühle und Gedanken, die durch den Tod eines nahestehenden Menschen haltlos im Raum zu stehen scheinen. Musik zur Trauer kann unter Umständen den gesuchten Halt anbieten. Sie kann das Geschehene für diejenigen, die Abschied nehmen, in einen Übergang verwandeln.

Trauermusik, die ihren Sitz im Leben hat
Friedhof Boldixum, Föhr

Musik erzeugt in ihrem Er- und Verklingen, in ihrem Vergegenwärtigen und Erinnern eine eigene Zeit, die über sich hinausweist und ist in ihrem Verklingen dem Sterben verwandt. Aber sie kann auch über ihr Verklingen hinaus nachklingen und somit in das Leben zurückweisen.

 

So verstandene Trauermusik ermöglicht den Übriggebliebenen angesichts des Sterbens, Todes und Abschiednehmens ein »Im-Gespräch-bleiben« mit dem Leben: das Leben klingt weiter, und zwar über den Tod hinaus.

Hörbeispiele für anlassungebundene Trauermusik

Folk, Rock, Blues/Soul: auflockernd, versöhnend, die Tatsachen anerkennend, Musik zum Ende der Bestattungsfeier:

 

♫♪♫ Cat Stevens (geb. 1948): If you want to sing out, sing out

 

♫♪♫ The Beatles (ca. 1956-1970): Let it be

 

♫♪♫ Stevie Wonder (geb. 1950): What a wonderful world

Für Trauerfeiern junger Menschen/Teenager zur Traueransprache:

 

♫♪♫ Celine Dion (geb. 1968): My heart will go on (bekannt geworden

als Liebesthema im Film »Titanic«)

 

♫♪♫ Musical Cats: Memory

Anlassungebundene Trauermusik
Friedhof Nieblum, Föhr

Bekanntes Hörbeispiel aus der Praxis für anlassungebundene Musik zur Traueransprache

Frank Sinatra: »MY WAY«

 

Anlassungebundene Musik wird durch erst ihre erklärende Bindung an das jeweilige Leben

(etwa durch die Trauerrede) zu einer Trauermusik. Anlassungebundene Musik bedarf unter

Umständen der expliziten Erklärung und Verortung im Leben des Verstorbenen durch den Leiter/Redner der Trauerfeier.

 

Der Liedtext von Sinatras »My Way« liest sich wie eine rückblickende Biographie, in der

versucht wird, eine eigene Identität zu formulieren. Das lyrische Ich blickt am Ende seines

Lebens zurück und zieht Bilanz. Es wird ein erfülltes Leben besungen, die Fehler der

Vergangenheit und die schlechten Zeiten erscheinen zunehmend geschönt und idealisiert

(»...ich habe gewonnen und habe verloren...«). Die Selbstvergewisserung, trotz mancher

Fehler und Rückschläge ein gutes Leben geführt zu haben, zeigt sich im Refrain »I did it my

way«/»Ich ging meinen Weg«. Die Verklärung seines ausgekosteten Lebens lässt den

Betrachter mit einer gewissen Gelassenheit den Tod erwarten.

 

Dieser anschauliche Lebensrückblick kann als Anlass genommen werden, das Leben des

Verstorbenen auf vergleichbare Weise plastisch und individuell zu schildern; eine allgemeine

Verklärung der Höhen und Tiefen im Leben des Verstorbenen verbietet sich hingegen streng.

 

Sinatras »My Way« hat nur dann einen Sinn, wenn es dem Trauerredner gelingt, das lyrische

»My Way« in ein für die Trauergäste nachvollziehbares »His Way«/»Her Way« umzuwandeln.

 

 

♫♪♫ Frank Sinatra (1915-1998): My way