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REIHE Jüdische Friedhöfe

Der Neue israelische Friedhof in München

Besucheradresse: Garchinger Straße 37, 80805 München

Der Neue Israelische Friedhof in München
Der Neue Israelische Friedhof in München

Deutsche und hebräische Inschrift (unter den Efeuranken):

»Der Staub kehrt zum Staube zurück - wie er gewesen.

Der Geist aber zu Gott, der ihn gegeben.«

Vom Alten zum Neuen Friedhof

Ende des 18. Jahrhunderts trat wieder eine kleine jüdische Gemeinschaft

zur Gründung zusammen, die bezüglich einer Synagoge und einer eigenen

Begräbnisstätte vor dem Nichts stand. Ein bereits im Mittelalter vorhandener

jüdischer Begräbnisplatz ging verloren. Wurde eine jüdische Gemeinde

vertrieben/ausgelöscht, wie es im Mittelalter häufig der Fall war, wurde auch

ihre Begräbnisstätte der Willkür preisgegeben.

 

Erst 1816 durften die in München lebenden Juden wieder eine eigene

»Stätte der Ewigkeit« einrichten, nämlich den »Alten Friedhof« an der

Thalkirchner Strasse.

 

Das Friedhofsareal des Alten Friedhofs wurde im Laufe des19. Jahrhunderts

mehrmals erweitert. Ab 1880 wurden seine räumlichen Grenzen allerdings

absehbar, so dass der Zukauf eines geeigneten Grundstücks für den

»Neuen jüdischen Friedhof« geplant wurde.

Der Neue Israelische Friedhof in München
Ältere Sektion auf dem Neuen Friedhof

Die Israelitische Kultusgemeinde erwarb 1904 das Grundstück des heutigen

Neuen Friedhofs. Die Bauplanung begann im selben Jahr, Einweihung und

Übergabe fand im Mai 1908 statt, die Inbetriebnahme erfolgte erst am

1. Juli 1908. Auf 5-6 Hektar Fläche, verteilt auf ca. 22 Grabsektionen, sind

insgesamt Platz für 10.000-16.000 Gräber vorgesehen (die Angaben variieren

stark), etwa 3/4 der Fläche sind heute belegt.

 

Die Bauplanung oblag dem bedeutendsten Friedhofsarchitekten seiner Zeit,

Hans Grässel, unter dessen Federführung auch die Friedhofsanlagen des

West-, Nord- und Waldfriedhofs entstanden. Grässel war bestrebt, durch

einfühlende gartenarchitektonische Gestaltung, einen Friedhof zu einem

friedvollen Ort zu machen, der Trost spendet.

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Neueste Sektion auf dem Neuen Friedhof

Neueste Sektion auf dem Neuen Friedhof: der verwitterungsbeständige

und pflegearme Granit ist bei neueren jüdischen Grabzeichen sehr beliebt:

nach dem Aufstellen gilt für die Grabsteine eine »Unantastabarkeit für immer«,

um die Todesruhe nicht zu stören

Jüdische Fürsorge für die Toten

Für eine jüdische Gemeinde ist es kein einfaches Unternehmen, eine

geeignete »Stätte der Ewigkeit« zu finden, an der die sterblichen Überreste

eine ewige Ruhe und Heimat finden bis zur körperlichen Auferstehung am

»Jüngsten Tag«.

 

Die Begräbnisstätte ist ein Ort des Friedens, der als »Stätte der Ewigkeit«,

»Haus der Welt« oder »der gute Ort« bezeichnet wird. Ein »Friedhof«

hingegen bezeichnet im Mittelalter einen eingezäunten Kirchhof, in dem Asyl

gewährt werden konnte.

 

Liebe und Ehrfurcht vor den Vorfahren gebieten, dass bestimmte Regeln

eingehalten werden. Oberste Priorität ist, das die Begräbnisstätten bis an das

Ende aller Zeiten, den Ahnen gehören und niemals mehr angetastet werden

dürfen.

 

Auch wenn Grabsteine verfallen oder in den Untergrund einsinken, hört ein

Grab nicht auf zu existieren. Auf einem jüdischen Friedhof wird ein Grab nur

ein einziges mal belegt (ein schlichter Holzsarg und 40 cm Abstand zum

Nachbargrab sind üblich) und geht in den Besitz des Verstorbenen über.

Somit sind die Ruhezeiten christlicher Friedhöfe unbekannt.

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Ältere Sektion auf dem Neuen Friedhof

Das Grab steht für die körperliche Anwesenheit des Menschen, und muss

daher gegen Beschädigung, Betreten und alle (nicht sinnvolle) menschliche

Einwirkung geschützt werden. Es versteht sich von selbst, dass

Umbettungen vermieden werden. Exhumiert wird nur, wenn eine

Überführung in das Gelobte Land bevor steht, die bei

Wiederauferstehung eine Wanderung dorthin erspart.

 

Eine spezielle Grabpflege mit Bepflanzungsplänen oder Kränzen als

Grabschmuck gehören ebenso wenig zum Brauchtum. Die Toten sollen

eins werden mit der Natur. Pflanzen, die dem Boden Saft entziehen sind

nach traditionellem Ritus verboten; auf assimilierten Gräbern werden

bisweilen Topf- oder Vasenblumen niedergelegt, vgl. Neueste Sektion.

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Provisorisches Grabzeichen für Abraham Scher

Nach alter jüdischer Tradition fand die Beisetzung binnen 24 nach Eintritt

des Todes statt, denn die Seele kann erst zu Gott finden, wenn der Körper

mit Erde bedeckt ist.

 

Sofern die Bestattung von einem Staatsgesetz geregelt wird, ist dieses

Gesetz zu beachten, in Deutschland sind es 48 Stunden Wartezeit vom

Eintritt des Todes bis zur Bestattung.

Der Neue Israelische Friedhof in München
Der Neue Israelische Friedhof in München

Bereits im Altertum markierte man ein Grab mit Steinen und sicherte es

gegen Tiere. Bis heute hat sich der Brauch bewahrt, beim Besuch keine

Blumen, sondern ein Steinchen oder ein Zettelchen mit Fürbitten

mitzubringen und auf das Grab zu legen bzw. in einen für die Wünsche

vorgesehenen Behälter zu geben.

 

Für den Brauch gibt es inzwischen viele Erklärungen. Ein Stein könnte

bedeuten »Ich war da«; er könnte aber auch symbolisch das Lebenswerk

des Toten weiterbauen oder aber die Begräbnisstätte symbolisch

erhöhen und damit ehren…

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Ältere Sektion auf dem Neuen Friedhof

Ältere Sektion auf dem Neuen Friedhof:

Verwitterungsspuren unterstreichen den

natürlichen Charakter eines »Findlings« 

und das Einswerden der Toten mit der Natur

Eine Leiche ist eine Hülle, die etwas Heiliges beherbergt hat. Die Hülle

selbst aber kann sich Gott nicht mehr annähern. Deshalb gilt ein

Friedhof, der all die toten Hüllen beheimatet, als »unreiner« Ort, d.h.

als rituell verbotener Ort (»unrein« hat nichts mit »verschmutzt« zu tun).

 

Die Gebote sind u.a.: Männer tragen eine Kopfbedeckung, man isst

und trinkt nicht und wäscht sich nach dem Verlassen die Hände.

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Gedenkstein für Kurt Eisner und Gustav Landauer

Kurt Eisner (1867-1919): Politiker, monarchiekritischer Journalist

Wurde auf dem Weg zum Landtag ermordet von Anton Graf Arco-Valley

(1897-1945).

 

E. arbeitete zunächst als Journalist in Marburg bevor er sich 1898 der

Sozialdemokratie anschloss. 1898-1905 war er Redakteur der bis heute

bestehenden Zeitschrift »Vorwärts«.

 

Als entschiedener Gegner der deutschen Kriegspolitik, forderte E. ein

klares Bekenntnis zur deutschen Kriegsschuld. Seine Publikationen zur

Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs brachten ihm eine erbitterte

Feinschaft mit nationalkonservativen Gruppierungen ein.

 

Während der Novemberrevolution beteiligte sich E. am Sturz der Monarchie

in Bayern und proklamierte im selben Monat 1918 den Freistaat Bayern,

dessen erster Ministerpräsident er wurde.

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Gedenkstein für Kurt Eisner und Gustav Landauer

»Diese Einfriedung

wurde im Jahre 1993

vom Landesverband der

israelitischen

Kultusgemeinden i. Bay.

errichtet.«

Gustav Landauer (1870-1919): Schriftsteller, Sozialphilosoph

L. publizierte als Vertreter eines radikalen Sozialismus und gewaltlosen

Anarchismus seine Schriften in sozialistischen Zeitschriften, wie

»Der Sozialist« (1909-1915) und war 1919 Mitglied der Münchener

Räteregierung.

 

Neben politischen und literaturwissenschaftlichen Abhandlungen

schrieb L. auch Romane und Novellen.

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Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Juden »Den Gefallenen 1914-1918«

Ehrenmal

Fritz Landauer, der auch die Augsburger Synagoge schuf, entwarf das

Ehrenmal für ca. 180 im Ersten Weltkrieg gefallene jüdische Soldaten aus

München.

 

Fast 10.000 Israeliten dienten während des Ersten Weltkrieges im

bayerischen Heer, insgesamt starben über 1.000 jüdische Frontsoldaten in

Bayern, aus München nahmen insgesamt über 1.500 reichsdeutsche und

nichtreichsdeutsche Juden am Krieg teil.

 

Das Ehrenmal auf dem Neuen Friedhof hat das Dritte Reich überstanden und

befindet sich auch heute noch gegenüber dem von Hans Grässel

(Waldfriedhof München) entworfenen Friedhofsgebäude. An den Längsseiten

sind die Namen der Gefallenen in Steinplatten graviert.

 

Viele der 180 gefallenen Münchener Kriegsteilnehmer fanden auf dem Neuen

bzw. Alten jüdischen Friedhof ihre letzte Ruhestätte. Ihre Gräber sind oftmals

- wie auf christlichen Friedhöfen auch - mit militärischen Insignien

geschmückt, wie Helm, Schwert oder Schild.

Der Neue Israelische Friedhof in München
Der Neue Israelische Friedhof in München

Ehrenmal für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten,

neueste Sektion

Der Neue Israelische Friedhof in München
Der Neue Israelische Friedhof in München

»Gewidmet den im Kampf gegen

das nationalsozialistische Regime

gefallenen jüdischen Soldaten«