Besucheradresse: Waldfriedhof 3, 70597 Stuttgart
Die »Jungfrau mit den Tränenschalen«:
»Jeder Tropfen gilt zugleich einem soeben erlöschenden Menschenleben.« Josef Zeltler 1914
wurde am Vorabend des Ersten Weltkriegs (1913) nach den Entwürfen des städtischen Baudirektors Albert Pantle (hier beigesetzt) angelegt. Mit rund 31 Hektar ist er heute der größte Friedhof
Stuttgarts.
Eine Standseilbahn aus dem Jahre 1929 verbindet den »Südheimer Platz« im Stadtteil Degerloch mit dem 100 Meter höher gelegenen Friedhof.
M. gilt als engagierter Vorkämpfer für einen Südweststaat. 1952 war es soweit: die von den Alliierten geschaffenen Länder Nordwürttemberg-Baden, Südwürttemberg-Hohenzollern und Südbaden wurden im Bundesland »Baden-Württemberg« vereinigt. Ein Jahr später wurde M. zum neuen Regierungschef Baden-Württembergs gewählt.
1958 bis zu seiner Pensionierung stand er dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe als Präsident vor. In seine Amtszeit fielen wichtige Entscheidungen über die Auslegung der Grundrechte, sowie 1966 die als »Spiegel-Affäre« bekannt gewordenen Verhaftungs-, Durchsuchungs- und Beschlagnahmeaktionen vom Herbst 1962.
Der ehemalige Chefredakteur und Herausgeber einer Wochenzeitung begann seine steile politische Karriere im September 1945 als ihn die Amerikaner als Kultusminister in der württemberg-badischen Landesregierung einsetzten.
Der »Politiker mit Zeitungslizenz« setzte sich bei der ersten Bundespräsidentenwahl 1949 im Parlament knapp gegen Kurt Schumacher durch. Mit gelebter »lebendiger Demokratie« warb
er vor allem im Ausland um Vertrauen für die junge Republik.
Im Inland plädierte er gegen das Vergessen und prägte den Begriff der »Kollektivscham« der Deutschen nach 1945 (im Gegensatz zur Kollektivschuld): »Jeder Deutsche habe von den
NS-Verbrechen an den Juden in irgendeiner Weise gewusst.«
Sein mit nur geringer politischer Macht ausgestattetes Amt, erfüllte H. während beider Amtsperioden mit Würde, Esprit und einem weit über die formalen Rechte hinausgehenden Gewicht.
Walter Hallstein (1901-1982): Jurist, CDU-Politiker, 1951-1957 Staatssekretär im Auswärtigen Amt, 1958-1967 Präsident der Europäischen Kommission in Brüssel, 1968-1974 Präsident der Europäischen Bewegung
Der gelernte Textilkaufmann aus Backnang gründete 1881 in der Stuttgarter Münzstraße sein erstes Unternehmen, das schnell expandierte. Weitere Immobilien in der Innenstadt kaufte er stetig dazu bzw. ließ er neu bauen.
Nach Studienreisen in den U.S.A. betrat B. in Stuttgart Neuland: seine Verkaufsräume gestaltete er nach amerikanischem Vorbild, er gab eine Mitarbeiterzeitschrift heraus, versandte ab 1896 Drucksendungen mit den neuesten Modetrends und er hatte an Sonntagen (!) geschlossen. Seinen Angestellten gewährte er arbeitsfreie Sonntage und Urlaub, womit er seiner Zeit weit voraus war.
B. gründete 1886 in Stuttgart eine »Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik«, die Keimzelle der heute international tätigen Robert Bosch GmbH. Er erfand um 1905 den elektrischen Magnetzünder (»Bosch-Zündkerze«), der für die weitere Entwicklung des Automobils von großer Bedeutung war.
Als Unternehmer unterstützte er die berufliche Bildung seiner Angestellten, führte als einer der ersten den achtstündigen Arbeitstag ein, gründete Stiftungen und unterstützte Vereine wie den Verein zur Förderung der Volksbildung (später Volkshochschulbewegung). 1940 eröffnete er persönlich das von ihm gestiftete homöopathische Krankenhaus in Stuttgart.
»Meine Absicht geht dahin, neben der Linderung von allerhand Not, vor allem auf Hebung der sittlichen, gesundheitlichen und geistigen Kräfte des Volkes hinzuwirken.« (Robert Bosch, 1935).
Als fahrender Händler (mit dem Fahrrad) stieg B. in seine berufliche Selbständigkeit ein. Er lieferte Ersatzteile und führte Reparaturen aus, bis er von seinen Erfindungen leben konnte. Erst 1930 stellte B. die Produktion vom traditionellen Handwerksbetrieb auf industrielle Fertigung um, bereits 1933 zählte sein Werk mehr als 100 Mitarbeiter.
Trotz vollständig ausgebombter Werksanlagen, konnte er nach 1945 die Produktion zügig wieder aufnehmen. Auf dem Gebiet der Haushaltsgeräte gelangen ihm nun etliche Erfolge: Rührhilfen (1948), Waschmaschinen, Herde, Spülmaschinen etc. Sein Unternehmen stellte sich auf die boomende Nachfrage der Nachkriegsjahre ein und expandierte weiter.
Als Konditormeister gründete S. 1857 in Stuttgart einen Süßwarenbetrieb, der auch das Württembergische Königshaus belieferte. 1899 bezog das Unternehmen das neue Werksgelände
in Untertürkheim, wo es bis zu seiner Liquidation im Jahre 1975 seinen Sitz hatte.
S. führte die Geschäfte zusammen mit seinen beiden Söhnen und seinem Schwager Karl Ziller,
aus derer beider Familiennamen sich der Markenname »eszet« ableitet.
Bis auf den heutigen Tag wird ihr bekanntestes Produkt (1933 auf den Markt gebracht), die »eszet«-Schnitte, erfolgreich als dünner Brotbelag vermarktet, inzwischen von einer niederländischen Unternehmensgruppe.
Als städtischer Baubeamter plante er kommunale Bauprojekte und kanalisierte aktuelle Zeitfragen, wie das rasante Bevölkerungswachstum zur Jahrhundertwende. Seine größtenteils original erhaltenen Bauten prägen Stuttgarts Stadtbild bis heute.
Wie nur wenige Architekten baute P. ganz im Wandel der jeweiligen Epoche. Er schuf einige
für Stuttgart prägende Jugendstilbauten, bevor er sich in den 1920er Jahren frühzeitig einen sachlicheren Stil aneignete, der für die aufkommenden »Sachbauten« als zeitgemäß galt.
Für Stuttgart plante er insbesondere Schulgebäude, Arbeiterwohnhäuser, aber auch öffentliche Anlagen, wie den Stuttgarter Waldfriedhof, der am Vorabend des Ersten Weltkriegs nach seinen Plänen angelegt wurde.
L. begann seine berufliche Karriere 1934 als Konstrukteur für den Bau der Reichsautobahnen
bevor er sich ab 1938 als freier Ingenieur niederließ; hier machte er sich insbesondere als Brückenbaupionier einen Namen.
Nach Kriegsende erhielt L. zahlreiche Aufträge, insgesamt entwarf sein Büro weltweit mehrere hundert Brücken, beispielsweise die Deutzer Brücke in Köln und die Tejo-Brücke in Lissabon.
Mit der Konstruktion des Stuttgarter Fernsehturms wurde er international bekannt und löste ab 1954 eine weltweite Turmbauwelle aus. Große Beachtung fand auch seine Drahtseilnetz-Konstruktion für das Dach des Münchner Olympiastadions.
Mit einer Meniskusverletzung begann K.s zweite steile Karriere als Schiedsrichter. Er leitete
etliche Länderspiele, darunter das Weltpokalfinale 1965 und das Europapokalfinale 1966.
1966 nominierte ihn die FIFA für die Weltmeisterschaft in England, wo er auch das Viertelfinale zwischen dem Gastgeber und Argentinien als Schiedsrichter pfiff. Das Spiel startete aggressiv,
so dass in den ersten 30 Minuten bereits 3 Argentinier und 2 Engländer verwarnt waren, als er
in der 35. Minute Argentiniens Kapitän vom Platz nahm.
Nach dem Spiel erfand er gemeinsam mit seinem englischen Kollegen Ken Aston das System der roten und gelben Karten als Mittel der internationalen Verständigung. Nach Anerkennung durch die FIFA wurde die Idee erstmals 1970 bei der Fußballweltmeisterschaft in Mexiko eingesetzt.
Als promovierter Historiker arbeitete M. als Korrespondent deutscher Zeitungen in Moskau
(1934-1936). Er bereiste China, Japan und Amerika und las als Gastprofessor in Berkeley,
Honolulu und Shanghai. 1946 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde ab 1950
Kommentator für weltpolitische Fragen beim SDR, Deutschlandfunk und ZDF. Ab 1961 lehrte
er Politische Wissenschaften an der TH Aachen.
Als Bilanz seiner Weltreisen, die ihn in den Nachkriegsjahren nach Nord- und Westafrika, Nahost, Südamerika und in die Sowjetunion führten, veröffentlichte er vielbeachtete politische Bücher, insbesondere sein in viele Sprachen übersetztes Werk »Der Sowjetmensch« machte ihn weltbekannt. Sowohl Konrad Adenauer (1955) als auch Helmut Schmidt (1980) begleitete er auf ihren Moskaureisen.
Marcel Wittrisch (1903-1955): Kammersänger, lyrischer Tenor, Belcanto-Vertreter; Gastspiele u. a. an der Covent Garden Opera in London, Paris, Wien und bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth
Ab 1963 arbeitete er als freischaffender Regisseur. Seine große Popularität erlangte er als Unterhaltungs- und Showregisseur für das deutsche Fernsehen. P. führte Regie bei mehr als 200 Fernsehproduktionen und zählte zu den einfallsreichsten und experimentierfreudigsten Köpfen der Fernsehunterhaltung. Seine größten Publikumserfolge hatte er mit der Live-Show »Wünsch Dir was« (1972) und der Unterhaltungsserie »Klimbim« (1974).
Auch in den U.S.A. schätzte man sein Talent, Shows zu inszenieren; dort arbeitete er unter anderem mit Dean Martin, Sophia Loren und Frank Sinatra.
Bis 1929 unterrichtete S. am neu gegründeten »Staatlichen Bauhaus« in Weimar. Er leitete nacheinander die Werkstatt für Wandmalerei und die Bühnenwerkstatt. Seine ersten Bilder entstanden, wie »Die Geste« (1922, Neue Pinakothek, München).
Bis zu seiner Entlassung 1933, lehrte er als Professor in Breslau und Berlin. In Breslau entstanden streng konstruktive Wandgestaltungen, aber auch monumentale Kompositionen sowie eine Reihe
von Bildern mit Treppen- und Geländermotiven. In dieser Zeit entstand auch seine berühmte »Bauhaustreppe« (1932, Museum of Modern Art, New York).
Nach dem Ausstellungs- und Malverbot (1937), zog er sich mit seiner Familie auf ein Landgut zurück und setzte seine Arbeit fort mit unverfänglichen Themen und auf Transparentpapier, um seine Werke leichter einrollen und verstecken zu können.
Ab den 1955er Jahren begann H. seine künstlerische Position zu finden mit abstrakten »Strukturzeichen im Raum«, »Raumknoten« und »Raumschichtungen«. Das Thema der
räumlichen Ordnung ohne massives Volumen wurde charakteristisch für H.s Werkschaffen.
Freistehende Skulptur von Otto Herbert Hajek in Sichtweite zu seinem Grabzeichen
Ab den 1970er Jahren setzte sich H. verstärkt für »Kunst in Raum und Architektur« ein. Es folgten Aufträge für die Gestaltung von öffentlichen Räumen, wie Universitäten, Schulen, Brunnen und Plätzen.
Als Tierpflegerin begann H. im Leipziger Zoo eine Dressurnummer für Löwen und Doggen einzuüben. Erste öffentliche Auftritte im Zirkus folgten. In dieser Zeit nahm sie ihren Künstlernamen »Claire Heliot« an. In den 1890er Jahren tourte sie mit ihrem Show-Programm durch Europa, Russland und die U.S.A.
Nach einem schweren Unfall mit einem Löwen im Kopenhagener Zirkus, nahm sie Abschied von der Manege und zog sich ab 1907 auf ein Landgut bei Stuttgart zurück. Heute erinnert noch die Haltestelle »Rappenhof« an ihren Ruhesitz.
Skulptur aus Muschelkalk
Der Ehrenhain für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs wurde 1957 um die von Fritz von Graevenitz geschaffene Großplastik »Mutter Heimat« ergänzt.
Auffällige Grabskulptur für Nela Merz: ein geschmückter indischer Elefant